Neunter Bericht: "Kilometer 0 am Ende der Welt..."

Die kurze Zeit in Santiago nutzten wir, um uns die bekannten Gegebenheiten wieder in Erinnerung zu bringen und auch aufzufrischen. Hier ist es turbulenter wie erwartet. Viele Besucher und Pilger von vielen Wegen treffen hier aufeinander, besonders viele vom Camino francaise. Was wir auf der Via de la Plata nicht gesehen haben: viele junge Pilger aus allen Ländern der Welt, und auch der Anteil der Frauen ist sehr groß. Im Vergleich dazu waren wir alleine, keinen unserer „Begleiter“ konnten wir hier wieder treffen.

Fisterra

Am Samstag, den 25. Juni ging es weiter Richtung Negreira. Ein uns bekannter Weg, es geht nur mehr Richtung Fisterra. Bei der ersten Rast lernten wir ein österreichisches Paar, Anita und Martin, kennen. Es war einer der wärmsten Tage überhaupt bis Negreira. Über Oliveiroa ging es dann nach Cea. Davor hatten wir den ersten Blickkontakt mit dem Atlantik. Ein schon lange ersehnter Moment, auch das Kap de Finisterre war zu sehen, doch der Weg dorthin war noch lange. Die Wegstrecke von Santiago bis zum Sandstrand nach Fisterre war schön, durch viele Wälder auf Hochebenen und hügeliger Gegend.

Am Sandstrand ca. 2 km vor Fisterra zogen wir Schuhe und Socken aus und legten die letzten 2 km barfuß zurück. Ein „wohliges“ Gefühl so das Ende der Welt erreicht zu haben. Das i-Tüpfelchen war natürlich der Sonnenuntergang am Kap. Da spielten auch noch zusätzliche 7 km zur sehr langen Tagesetappe keine Rolle mehr. Am Kap direkt feierten wir mit unseren österreichischen Freunden, Anita und Martin, den Sonnenuntergang und das Erreichen unseres Zieles mit einem mitgenommenen Picknick.

Sonnenuntergang

Der erste und einzige Ruhetag am Tag danach ließ uns nur am Vormittag rasten. Den Nachmittag verwendeten wir, um das Kap zu erkunden. Am Mittwoch den 29. Juni, dem 48. Tag brachen wir, wie vorgenommen, nach Muxia auf. Zirka 10 km mit der Atlantikküste immer in Sichtweite, ging es bergauf und bergab. Wir sahen wunderschöne menschenleere Buchten und Strände. Einen unangenehmen, nicht gut einzuschätzenden Wegbegleiter hatten wir: böiger starker Wind der in Muxia sogar stürmisch war. Ein Tag der uns körperlich stark forderte. Einen 9 km langen Anstieg, 3 km vor dem Ziel schafften wir noch, da danach das Ziel in Sichtweite war. Uns fiel auf, dass wir die einzigen Pilger an diesem Tag waren, die den Weg nach Muxia auf sich genommen haben.

Wegpfahl Stolz haben wir unseren letzten Zielpunkt erreicht. Wir genossen diesen Moment sehr ! Nach 1.250 km in 48 Tagen - ein einzigartiges Erlebnis. Mit den Worten einer Pilgerin, die diese auf einen Wegpfahl schrieb möchte ich nun den Bericht schließen und noch ergänzen: „Danke, lieber Gott, dass Du uns begleitet hast und uns gesund wieder nach Hause gebracht hast."

Ich möchte mich auf diesem Weg persönlich bei meinen Freunden Dieter und Walter, die mich begleitet haben, recht herzlich bedanken und besonders bei allen Lesern, die an uns geglaubt haben, dass wir es schaffen. Besonderen Dank richte ich an alle, die unsere KIWANIS-Aktion „Pilgern auf dem Jakobsweg für unschuldig in Not geratene Kinder im Waldviertel“ schon unterstützt haben und noch unterstützen werden.

Nach Aufarbeiten meiner Erlebnisse werde ich im Herbst Vorträge für den KIWANIS-Club anbieten. Sie werden rechtzeitig ab Oktober darüber auf unseren Homepages informiert. Die Eintrittsgelder werden wieder zu 100% unserer Aktion zur Verfügung gestellt. Bisherigen Spendern werden kostenlose Eintrittskarten zugesandt.